Foto:Yvonn Spauschus
Prohlis Bingo, drei Fragen und eine Schreibwand
Diesen Text habe ich für Kultur Aktiv e.V. im Projekt Dresdner Nachbarschaften geschrieben
Das sind drei der vielen Optionen, die sich Anna, Marie und Sarah ausgedacht haben, um zu erfahren, was Bürger von einem Bürgerhaus erwarten, was eine solche Einrichtung haben muss, wer sie besuchen würde bzw. sich auch regelmäßig dort treffen wollte oder es auch als Co-Working Space nutzen möchte.
Der Konjunktiv der Möglichkeiten soll im Laufe der kommenden zwölf Monate Realität werden. Valentina Marcenaro, Leiterin der JKS, Jugendkunstschule, bleibt optimistisch. „Auch wenn die Prozesse in der Stadt nicht so schnell realisiert werden, ist es doch eine solide Basis, auf der das Projekt steht. Es wäre auch möglich gewesen, einen freien Träger für das Bürgerhaus zu finden. Doch so erscheint es uns auch für die Zukunft berechenbarer.“ Valentina hat Prohliser und Gäste in den Garten des Palitzschhofes zum Sonntagsplausch eingeladen. Sie hofft, dass im Herbst die neue Stelle für das Bürgerhaus besetzt ist und auch bald ein Techniker seine Arbeit für die Bürger dort beginnen kann. Geplant sind ein großer Saal für etwa 100 Personen und mehrere kleinere Räume für Treffen oder Veranstaltungen, zum Arbeiten oder für Vereine.
Vom Palitzschhof geht der Blick über die Bürgerhausbaustelle direkt auf das dahinter liegende Hochhaus. Was interessiert die Menschen, die dort wohnen? Wie oft werden sie das Angebot direkt vor der Haustür annehmen? Antworten auf diese Fragen bringt die Zukunft. Antworten auf die drei Fragen des Prohlis-Spaziergangs geben wir uns.
Warum trefft ihr euch gern dort, wo ihr euch trefft?
Dafür gibt es nicht die Antwort. Manchmal werden an diesen Treffpunkt Erinnerungen geknüpft und manchmal liegt er nur verkehrstechnisch für alle günstig. Es passiert allerdings auch schon einmal, dass wir uns genau dort treffen, weil man schnell und gut vor einem Konzert noch etwas Essen oder Trinken kann. Der Ort ist besonders ruhig. Der Ort ist besonders cool. Der Ort ist besonders …für uns.
Dort ist es gemütlich oder man kann prima Leute gucken. An diesem Ort sind auch sonst Leute, die man gerne mag. An diesem Ort wird nicht blöd geguckt, es gibt W-LAN und man kommt auch spät noch gut nach Hause. Und die wichtigsten Gründe stehen gewiss noch nicht hier.
Wie stellst du dir einen Ort vor, in dem du etwas Neues lernst?
Neues im Sinne von eine – gute – Erfahrung – machen, dann inspirativ, fantasieanregend, überraschend.
Neues im Sinne von Weiterbildung, Studium, dann sicher ergonomisch gut gestaltet, ruhig, mit frischer Luft, frischem Kaffee und frischem Wasser. Gedanken wollen sich fließend wiegen, sonst wird das nichts mit der Erkenntnis.
Neues im Sinne von generell neu, dann geht das immer und überall und auch in alle Richtungen, wobei nicht alle gewünscht und bestellt sind.
Wenn du einen neuen Ort betrittst, worauf achtest du als erstes?
Einer hat mal gesagt, auf den Fluchtweg. Darauf wäre ich nie gekommen. Déformation professionnelle oder ganz ganz schlechte Erfahrungen. In fremden Städten ist ein hoher Turm zum Überblickverschaffen ganz nett. Werden an diesem Ort Erinnerungen wach oder Sehnsüchte? Das erste ist sicher ein Gefühl und das entsteht, noch bevor wir es aussprechen und aufschreiben können.
Apropos: Aufschreiben an der Schreibwand
Zum Zeitpunkt des Prohlis-Spaziergangs stand die Schreibwand gerade einmal eine Stunde auf der Wiese vor dem Palitzschhof und dem künftigen Bürgerhaus. In Arabisch, Deutsch und Russisch kann sofort gelesen und geschrieben werden, was man sich für das und von dem Bürgerhaus wünscht. Der QR-Code führt zur englischen Version. Also, Versteh-Schwierigkeiten wird es wenige geben. Man kann es im Vorbeigehen erledigen und anonym. Anna, Marie und Sarah wissen, dass es möglich ist, dass nicht jede Wortmeldung … doch sie setzen ganz stark auf die starken Bürgerinnen und ihre klaren Worte. Die Wand steht bereit, einen Monat lang alle Bürgerwünsche aufzunehmen, damit das Konzept Bürgerhaus von Bürgern für Bürger komplettiert werden kann.