Dresdner-Nachbarschaften

Foto:Yvonn Spauschus

Eigentlich müsste man an jeder Haustür klingeln

Diesen Text habe ich für Kultur Aktiv e.V. im Projekt Dresdner Nachbarschaften geschrieben

Obwohl Laura das mit dem Klingeln in diesem Jahr nicht schafft, ist sie optimistisch, dass das kleine Fest im Innenhof des Quartiers Florian-Geyerstraße – Elisenstraße in der Dresdner Johannstadt Tradition werden wird. 2022 hatte sie die Initiative ergriffen, ein Treffen zu organisieren, damit sich die Nachbarn als solche auch einmal kennenlernen. Zwar grüßt man sich, aber ansonsten ist und bleibt man anonym in der direkten Umgebung hunderter anderer Mieter.

Brigitte Glodschei findet das auch nicht gut. Sie wohnt nun schon fast 30 Jahre hier und irgendwann erzählte sie Laura von früher und dass es durchaus einmal üblich war, dass sich die Nachbarn trafen, um zu feiern, sich zu unterhalten und auch zu helfen. Und schon hatte Laura, die 2016 aus Litauen nach Dresden kam, ihren Kontaktmenschen in Brigitte gefunden, die wiederum italienische Wurzeln hat. Italien, Temperament, Klischee, nun, in diesem Fall stimmt es. “Ich habe immer gekämpft”, sagt Brigitte und lächelt dabei nicht etwa süßsauer, sondern ganz offen. Manch einer verbittert, wenn das Leben ein großes, schweres Ringen ist. Brigitte lebt ihr Leben, wie es ist und steckt mit ihrer Energie alle an. Dem einen bringt sie Ketchup zur Bratwurst, der anderen einen freundlichen Gruß und sich selbst einen neuen Teller.

Das Grillen hat Felix, Lauras Mann, übernommen. Die Schlager-Mugge kommt vom hauseigenen DJ, die ein und andere Biertischgarnitur von der Wohnungsgesellschaft.

Laura und Brigitte haben es geschafft, so viele wie möglich an diese Tische zu holen, die in der Johannstadt aktiv sind. Dazu gehört der Kulturtreff genauso wie Café für alle.

Auf der Wiese werden gemeinsam Spiele gespielt, Kuchen und Bratwurst duften, die Musik dringt mindestens bis zur 10. Etage und es ist ein warmer Tag. Die Fenster sind offen, die Herzen auch bald. Ganz bestimmt.

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