Weihnachtsbaum-min

Was wäre, wenn Weihnachtsbäume erzählen könnten

Darüber denke ich in jedem Jahr nach, wenn es Zeit wird, den schönsten aller Bäume, und das ist er immer, zum Container zu tragen, zu schleppen, zu ziehen, je nach dem.

 

Manche sind ja schon in der Neujahrsnacht dort. Meiner kommt immer am 7. Er landet auf dem großen Haufen und ich höre ein mehrstämmiges “Hallo Bruder, wie geht’s und wie erging es dir?” Viele Bäume stehen ja wirklich in der Stube und kriegen alles mit, auch Dinge, die sie nicht hören wollten. Meiner kann dann immer nicht so viel beitragen, denke ich. Er steht auf der Terrasse. Das hat viele Vorteile, nicht nur, wenn man Katzen hat.

 

Vielleicht ist er aber auch viel besser im Gedankenlesen. Morgens sind wir uns immer zuerst begegnet. Deshalb fehlt er mir auch jetzt. Ich schiebe die Jalousie zur Seite und er strahlt mich an. Die Zeituhr will das so. Und das ist auch gut so.

Der erste feierliche Moment am Tag und manchmal auch der einzige. Das abends die Jalousie aus heiztechnischen Gründen wieder zugehen muss, ist unhöflich dem Weihnachtsbaum gegenüber. Oder ist er froh, dass er Ruhe hat? Wer weiß das schon.

Weihnachtsbäumisch müsste man können.

 

Dann würde ich noch etwas am Container stehen bleiben und lauschen. Das ist nicht neugierig, das ist wissbegierig. Was verstecken wir hinter beleuchteten Schwibbogenfenstern, was sollten wir uns besser erzählen, damit man damit nicht alleine ist oder dem Nachbarn helfen könnte. Ich bin sicher, die Weihnachtsbäume machen das besser als wir. Sie reden sich die Seele aus dem Leib, bevor der lange Elefantenrüssel kommt oder die Alpakas sich daran schubbeln.

 

Die Deko ist eingepackt, die Weihnachtsstimmung auch, der Weihnachtsfrieden zieht weiter und verhandelt mit den vielen großen und kleinen Krisen des noch jungen Jahres.